Heilkunde und Medizin im Mittelalter

 

In dem Buch 'amor et mors' wenden Geberga und Marie die Heilkunst an und retten damit vielen Menschen das Leben.

 

 

Nachdem der Römer Celsus, der um Christi Geburt lebte, in einer beeindruckenden Schrift das gesamte medizinische Wissen der damaligen Zeit nieder geschrieben hatte, fasste Galenus (gest. 200 n. Chr.) noch einmal das gesammelte medizinische Wissen des Altertums in seinen Büchern in griechischer Sprache zusammen. Diese Bücher wurden in das Lateinische übersetzt und noch sehr lange Zeit herangezogen.

 

Die Heilkunde wurde, ebenso wie die Astronomie und Astrologie, über viele Jahrhunderte hinweg, von den Arabern ausgeübt, die ihr Wissen von den Griechen übernommen hatten. Die Ärzte schrieben Rezepte und führten chirurgische Eingriffe durch. In Bagdad, Kusa und Alexandria gab es berühmte medizinische Schulen.

 


 

Vor dem eigentlichen Mittelalter wurden im Volksglauben Körperschädigungen und Krankheiten des Körpers und Geistes vor allem als Wirkungen feindlicher Gewalten angesehen und genau, wie das Walten der Naturkräfte in guten und bösen Mächten personifiziert. Diese Mächte schlichen im Finsteren um den Menschen und lauerten auf eine Gelegenheit, durch eine Wundöffnung oder sonst eine unbewachte Stelle in den Menschen zu dringen und in ihm ihr unheimliches Wesen zu treiben. Dagegen konnte man sich durch Herbeiziehen guter Mächte oder durch Abwehrmaßnahmen bestimmter Art schützen.

 

Da das überlieferte Wissen aus der Antike zu einem großen Teil nicht mehr vorhanden war, setzte sich die Heilkunde und Medizin des Mittelalters zusammen aus Heilaberglauben, Gaunerei, Zaubersprüchen, überliefertem Wissen und praktischen Erfahrungen.

 

So zog man z.B. die kranken Geschöpfe durch hohle Bäume oder durch Erdgruben, was in der Sitte fortlebte, dass man Gegenstände pflöckte, die der Kranke an sich trug. Oder man bildete die kranken Körperteile nach und legte sie an geweihten Orten nieder; auch dieser Brauch erhielt sich besonders in katholischen Gegenden bis zur Gegenwart, wie die nachgebildeten Glieder in Kirchen und Kapellen bezeugen. Um Krankheiten durch magische Mittel zu bannen, legte man den Kranken auch auf das Dach oder den Herd.

 

 


 

In der christlichen Welt des Mittelalters war die Heilkunde zunächst die Medizin des geistlichen Standes, die sich um die Kranken kümmerten, da es nur wenige Universitäten gab, an denen bereits Medizin gelehrt wurde und es einen besonderen Stand von Ärzten nicht gab. Die Klöster wurden zu Heilanstalten, in denen die Kranken versorgt wurden.

 

Den Klostergärten kam hierbei eine wichtige Rolle zu, da in ihnen heilkräftige Kräuter angebaut wurden.

 

Besonders die Benediktiner-Mönche genossen den Ruf, außerordentlich bewandert zu sein im Hinblick auf die Heilkunst und die Medizin. Ihre Klöster in Monte Cassino und Salerno wurden berühmte Schulen der Heilkunde, genauso wie die Klöster in Fulda. St. Gallen und Reichenau.

 

Hier setzen die Mönche alles daran, die Reste der medizinischen Wissenschaft aus der Antike nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen. Deshalb vervielfältigten sie Abschriften und übersetzten diese später in die allgemeine Volkssprache.

 

Dass die Mönche jedoch durch die Versorgung der Kranken oft nicht ihrer religiösen Pflicht in ausreichendem Maße nachkamen, war den weltlichen Herrschern nicht recht und sie untersagten deren heilkundlicher Tätigkeit. Angehörigen des Klerus, die länger als zwei Monate dem Kloster fernblieben, wurden exkommuniziert. Dies führte dazu, dass sich die Mönche aus der mittelalterlichen Heilkunde nahezu vollständig zurückzogen.

 

Die Heilkunde beschränkte sich weder vor noch im Mittelalter selbst auf die Bekämpfung von Krankheitsdämonen und ähnlichem, unabhängig davon, wie sehr heilende Handlungen und Denkweisen mit diesen Vorstellungen im Volksglauben verknüpft waren.

 

Doch bestand neben der übernatürlichen Therapie in der Volksmedizin, ebenso eine sehr alte Erfahrungsmedizin, welche die Heilkräfte der Heilpflanzen neben ihrem Nahrungswert durch Generationen über Generationen erprobt hatte. Das Wissen um die Heilkunde lag dabei vor allem in den Händen der Frauen, die wie die Wundpflege oder die Pflege innerer Krankheiten an Gatten, Kindern, Gesinde und Sippe ausübten und dieses gemeinsame heilende Wissen an ihre Töchter und Enkelinnen weitergaben.

 

Die verschiedenen Arten der Heiler

 

Man könnte die Heilkundigen in drei Klassen unterteilen. 

 

Da gab es zunächst den Doktor, auch Medicus genannt, der an der Universität die mittelalterliche Heilkunde erlernt hatte. Diese folgte inhaltlich der Schule des Galenus und den Überresten des überlieferten Wissens sowie den theoretischen Lehren aus der Antike. Doch es fehlte dem Medicus bei Berufsbeginn das nötige Praxiswissen, da eine anatomische Ausbildung über den menschlichen Körper meist nur mit Hilfe von schematischen Ansichten (anhand von Zeichnungen und Bildern) vermittelt wurde, und nicht durch Sezieren von Körpern. Das Sezieren war strengstens verboten, denn nach dem Erlass von Papst Bonifatius VIII. war eine Leichenzerstückelung nicht erlaubt. Wer gegen dieses Verbot verstieß, dem wurde mit Exkommunikation gedroht. Im Mittelalter eine furchtbare Strafe, glaubte man doch noch an die Allmacht Gottes und der Kirche – und der Exkommunizierte war der ewigen Verdammnis gewiss und musste für immer in der Hölle schmoren. Es war ihm außerdem verboten mit Blut in Berührung zu kommen.

 

 

Dann kamen die Chirurgen, auch Bader genannt, die ihr Handwerk wie ein Lehrling in einer dreijährigen Ausbildung bei einem Badermeister erlernt hatten und deshalb eine weitaus höhere Praxiserfahrung hatten, als ein studierter Medicus. Nach den drei Jahren trat der angehende Bader eine mehrjährige Wanderzeit an. Erst danach durfte er eine von der Zunft vorgeschriebene Prüfung ablegen und damit seine Ausbildung beenden. Bestand er die Prüfung, erhielt er nicht nur das Recht, sich Bader zu nennen, sondern auch das Recht, in einer eigenen Praxis zu arbeiten; dem sogenannten Badehaus. Denn zu seinem Wissen gehörte nicht nur das Wissen über Anatomie, sondern er kannte sich auch mit Massagen aus.

 

Es kam auch durchaus vor, dass ein Medicus einen Bader gegen Bezahlung anstellte. Dieser war dann in der Praxis für das blutige Handwerk am Körper der Patienten verantwortlich. D.h. sie nahmen Operationen vor in denen sie sich auch weitaus besser auskannten als die studierten Ärzte.

 


 

Oft war ein Bader auf großen Märkten anzutreffen, wo er immer wieder von Kranken und auch Neugierigen umringt wurde, die sich die Zurschaustellung der Behandlung nicht entgehen lassen wollten. Und so wurden nach der mittelalterlichen Heilkunde Furunkel geöffnet, der Star gestochen oder Zähne gezogen und all das vor großem Publikum, das oft nur durch einen Vorhang vom Kranken getrennt war und die Schmerzensschreie desselben genoss. Diese schlechter ausgebildeten Ärzte behandelten sogar noch während des Ausgangs des Mittelalters mehr Menschen als die studierten Ärzte von den Universitäten.

 

 

Schlussendlich gab es die Apotheker, die Heilmittel zubereiteten und verkauften, uns auch unter dem Begriff Krudener bekannt. Das Apothekenwesen und somit der Apotheker als eigenständiger Beruf kamen in Mitteleuropa erst um das Jahr 1000 auf.

 

Im Frühmittelalter bereitete der gelehrte Arzt von römisch-griechischer Bildung seine Arzneimittel selbst, soweit er dies nicht den Angehörigen des Kranken nach seinen Anweisungen überlassen konnte. Er war somit Arzt und Apotheker zugleich. Ähnlich war es in den Klöstern. Der Klosterarzt verwahrt seine pigmenta ac medicamenta, seine getrockneten Kräuter usw. in einem besonderen Raum, der als armarium pigmentorum auf dem Bauriß von 820 des Klosters von St. Gallen bezeichnet ist. Dieses lag unmittelbar neben den Wohnräumen des Arztes (domus medicorum). Der Apothecarius war also zugleich Arzt, und jahrhundertelang blieben diese beiden Berufe auch vielfach verbunden. So bildete z.B. die Kräuterkammer des Landarztes gleichzeitig auch die Apotheke.

 


 

Heilkundige Frauen, die mittelalterliche Heilkünste durch die Anwendung von Kräutern oft nachhaltiger beherrschten, leisteten ihre Hilfe im Geheimen, da sie der Hexerei bezichtigt werden konnten und dann auf dem Scheiterhaufen endeten. Auch Juden waren gelehrt und kannten sich in der Heilkunst besonders gut aus, aber Christen ließen sich von ihnen nur selten behandeln und sie wurden wegen ihrer Kenntnisse häufig verfolgt.

 

Frauen beteiligten sich an dem Heilgewerbe vor allem, indem sie Hilfe bei Geburten gaben, also als Hebammen fungierten und damit eine durchaus wichtige Rolle ausübten, da sie für das Wohl des weiblichen Körpers verantwortlich waren. Sie besaßen ein besseres Wissen über die weibliche Anatomie als die meisten Männer. Damit einher gehend war im äußersten Notfall auch die Durchführung eines Kaiserschnittes, der jedoch meist tödlich für die Mutter ausging, denn Blutverlust und Wundfieber waren kaum zu behandeln.

 

Die geringe Bedeutung, die diese an sich sehr wichtige Geburtshilfe-Leistung innerhalb der mittelalterlichen Gesellschaft hatte, zeigt sich in der Benennung bademuder, bademome für die Hebamme: Man sah ihre wichtigste Tätigkeit im ersten Bad des Neugeborenen und dessen weiterer Pflege. Erst unter ärztlich-chirurgischer Leitung gewann die Tätigkeit der Bademome auch für den Geburtsverlauf erhöhte praktische Bedeutung. Diese zeigte sich dann in der Bezeichnung als vroedmoeder, vrædvrouwe, vroedwyf (sage famme), und in der Anstellung von Hebammen durch die Stadtobrigkeit zum Ende des Mittelalters hin.

 

Die männlichen Ärzte, die selbst im "Geburtenbereich" tätig sein wollten, um dort Unmengen an Geld zu verdienen, sahen die weiblichen Hebammen als Konkurrenz an. Massive Ausschreitungen bei den Hexenverfolgungen gingen also nicht zuletzt auch auf die Ärzte zurück.

 

Das Wissen der Kräuterfrauen über die Pflanzen und ihre Bedeutung wurde innerhalb der Familie von Mutter zu Tochter über viele Generationen hinweg weiter gegeben. So entstanden im Laufe der Zeit Familienrezepte und –geheimnisse, die den entsprechenden Personen bald den Ruf einbrachten, Magie einzusetzen oder gar mit finsteren Mächten im Bunde zu sein.

 

Die studierten Ärzte des Abendlandes versorgten im Mittelalter nur Vermögende. Die Armen waren hingegen auf Praktiker angewiesen: auf Henker, Kräuterfrauen oder Barbiere. Die Untertanen vertrauten Heilern eher als den Universitätsmedizinern. Eine Grenze zwischen Betrug, Wundermedizin und wirklichen Mitteln lässt sich schwer ziehen, denn heute kurios anmutende Medizin entsprach dem Weltbild.

 

 

Konkurrenz zu den Ärzten

 

Trotzdem blieben schlimme Zustände im Bereich Hygiene bestehen, die das Ausbreiten der großen Volkskrankheiten, wie bspw. der Pest, begünstigten. Der Ärztestand ließ viel zu wünschen übrig, auch wenn er stets bemüht war, sich den wachsenden wissenschaftlichen Ansprüchen anzupassen. Aber diesen Krankheiten gegenüber war man machtlos.

 

In Konkurrenz zu den gelehrten Ärzten standen die Volksheiler – vor allem auf dem Land und in den unteren Schichten der Städte. Diese oft schlecht ausgebildeten Scharlatane richteten wohl mehr Schaden an der Gesundheit der Menschen an, als Heilung.

 

Ein Scherer war in jener Zeit ein Mann, der zwar eine medizinische Ausbildung zum Bader gemacht hatte, die anschließende Prüfung jedoch aus einem bestimmten Grund nicht bestanden hatte. Oft genug jedoch verfügte auch der Scherer über ein hervorragendes und umfassendes Praxiswissen in Anatomie und Wundheilkunde.

 

Einen eigenen Schererstand gab es erst nach dem 11. Jhd. und auch hier fiel dem Scherer zunächst (neben chirurgischer Tätigkeit) hauptsächlich das Scheren und Rasieren zu. Der Barbier erscheint erst im Spätmittelalter.

 

Auch wenn Scherer sozial unter den Badern standen, fanden sie oft problemlos eine Anstellung bei ihnen und arbeiteten aufgrund ihrer Praxiserfahrung meist intensiv mit ihnen zusammen. Im Laufe der Zeit verdrängten die Scherer die Bader immer mehr und gründeten eine eigene Zunft. Sie organisierten sich, nahmen Gesellen auf und legten sogar Aufnahmeprüfungen fest. Im Laufe der Zeit avancierten sie immer mehr zu Stadt- und Spitalärzten. Dort übten sie ihre Tätigkeit jedoch oft unter Aufsicht eines studierten Medicus aus.

 

Scherer wurden ebenfalls gerne vom Militär angestellt, um die Verletzen zu pflegen. Eine vernünftige Versorgung der Soldaten auf dem Felde war bei den barbarischen Kampfmethoden sehr hilfreich. Aus diesem Grund nannte man ihn auch den Feldscherer. Dieser hatte neben seinem medizinischen Werkzeug zusätzlich Waffen als Ausrüstung. Nicht nur, um sein eigenes Leben zu schützen, sondern auch, um im Notfall mitkämpfen zu können. 

 


 

Scharlatane gab es zu dieser Zeit zu Hauf und es war nicht leicht an jemanden zu geraten, der die Heilkunst wirklich beherrschte. So übten die unausgebildeten Quacksalber und Kurpfuscher besonders unter der einfachen Bevölkerung ihr Gewerbe aus, um den Menschen mit oft wirkungslosen Anwendungen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dabei machten sie sich die Angst der Menschen zunutze, um ihnen allerlei Wundermittel aufzuschwatzen, die in der Regel völlig nutzlos, manchmal auch giftig waren.

 

Die Quacksalber gehörten zum fahrenden Volk und hatten allein deshalb einen schlechten Leumund. Sie gingen außerdem mit Eiter, totem Gewebe und Blut um: Das rückte sie in die Nähe der Totenmagie. Die Menschen hofften auf ihre Heilung und misstrauten ihnen zugleich, sie brauchten diese Zahnausreißer und Blasensteinschneider, denn niemand anders linderte ihr Leid.

 

 

 

Das Einschätzen der Foltertauglichkeit und damit eine „ärztliche“ Gesundheitsdiagnose unterlagen dem Urteil des Scharfrichters.

 

Heilender Henker - Der Scharfrichter als Wundarzt

 

Der Henker ist ein Mythos, dessen Wirklichkeit überrascht, denn er exekutierte nicht nur, sondern arbeitete als Wund- und Knochenheiler und verdiente an Leichenmedizin.

 

Körperstrafen des Mittelalters verliefen alles andere als willkürlich, denn sie stellten im Rechtsverständnis die göttliche Ordnung her. Das blutige Theater der Hinrichtung war zwar geeignet, Aggressionen der Masse abzubauen; die “Kunst des rechten Tötens“ folgte aber einem vorgeschriebenen Ritual. 

Pfusch, wenn ein Verurteilter an der

Folter starb oder nach einer Amputation

verblutete, führte schnell zum Berufsverbot, absichtlicher Verstoß

gegen die Vorschriften zur Bestrafung.

Ein Scharfrichter, der beim Enthaupten

daneben schlug, lief Gefahr, Lynchopfer 

der enttäuschten Volksmenge zu werden.

Deshalb gehörte das Heilen der durch

Folter, Daumenschrauben, Verstümmeln,

Blenden oder Brandmarken verursachten

Wunden ebenso dazu wie das Strafen.

Enthauptungen - freihändig zwischen zwei

Halswirbeln mit dem Richtschwert - 

erforderten nicht nur Geschick, sondern

Kenntnis der Anatomie, ebenso das

Strecken auf der Streckbank und das 

Einflechten der Verurteilen in ein

Wagenrad.

 

Das Einschätzen der Foltertauglichkeit und damit eine „ärztliche“ Gesundheitsdiagnose unterlagen dem Urteil des Scharfrichters.

Im Unterschied zu den gelehrten Ärzten, denen das Öffnen des menschlichen Körpers verboten war, ging der Scharfrichter legal mit Leichen um.

Verwundete ließen sich in seinem Haus behandeln. 

Oftmals arbeitete er mit Salben, Heilölen

und Pflastern, wendete Schröpfköpfe und

Aderlass an, was belegt, dass er die damals "normale" Medizin praktizierte.

 

 

 

Heilkräuter wie Baldrian, Enzian und Wacholder bezog er vom Apotheker; die Besonderheit seiner „Heilkunst“ lag in der Verwendung von Menschenhaut und Menschenfett.

 

Im Unterschied zu den Hinrichtungen beteiligten sich die Frauen der Scharfrichter an der Heilpraxis und behandelten die Patienten.

 

Die Bedeutung des Scharfrichters als Heiler liegt sowohl an seinen realen Kenntnissen wie auch an der Verbindung zwischen Medizin und Zauber. Das Hinrichten entwickelte sich aus dem Menschenopfer an die Götter; Gegenstände des Todesrituals wie der Galgenstrick galten als magisch aufgeladen. Der Henker galt als verdächtig, die dämonischen Kräfte der Toten für schwarze Magie zu benutzen.

 

Blut sollte gegen Epilepsie und Lepra helfen und war als Essenz des Lebens von jeher wichtig: Schon im antiken Rom sammelten Bürger das Blut Enthaupteter zur Heilung dieser Übel. In der Medizinlehre entstanden Krankheiten durch ungleiche Verteilung der Körpersäfte. Blut war dem Jupiter zugeordnet, dem Herz und dem hitzigen Sanguiniker.  Die einzige Möglichkeit, sich Menschenblut legal zu beschaffen, war der Kauf beim Scharfrichter. 

 


Entwicklung des Arztberufes

 

Diese Zustände besserten sich allmählich im Laufe des Mittelalters. Die italienischen, französischen und schließlich auch die deutschen Universitäten begannen, die Heilkunst als Wissenschaft zu pflegen. So studierten Laien mehr und mehr die Heilkunde und es entwickelte sich langsam der ärztliche Beruf.
Ebenso wichtig wie das Studium der Heilkunde war, dass die aufblühenden Städte ab dem 13. Jahrhundert das Heilwesen unter ihre Verantwortung nahmen. Dadurch wurde der Staat zu entsprechenden Schritten veranlasst, mit denen die Entwicklung der Heilkunde beaufsichtigt werden konnte. Auch die Apotheken, die ursprünglich in den Händen der Mönche lagen, wurden unter städtische und staatliche Kontrolle gebracht.
In diesem Zuge wurden auch in größeren Städten Spitäler mit fest angestellten Stadtärzten eingerichtet. Damit hatte die Heilkunde zum ersten Mal einen eigens dafür spezialisierten Studienberuf hervorgebracht, die Ärzte.

 

Erst mit der weiteren Entwicklung der Medizin im 16. Jahrhundert und der gleichzeitig steigenden Bildung in der Bevölkerung begann die Entwicklung der Medizin hin zu unserem heutigen Stand.

 


Text erstellt in Anlehnung an folgende Quellen:

 

- Annegarn, Josef (Hrsg.); Enck, Dr. August; Huyskens, Dr. Victor. Annegarns Weltgeschichte in 8 Bänden. 9. Auflage. 5. Band: Geschichte des  Mittelalters 2.Teil. Münster I. W.: Verlag der  

  Theissingschen Buchhandlung, 1904.

- Herre, Paul. Deutsche Kultur des Mittelalters im Bilde. Leipzig: Verlag von Quelle und Meyer, o. J.-

- Reparabilis Gens: Mittelaltermedizin: Medizin und Heilkunde im Mittelalter

- Artikelmagazin: Die Heilkunde und Medizin im Mittelalter; Vom 13. Juni 2008 in Geschichte

- Das Apothekenwesen. Julius Berendes. 1907, S. 72ff. Neuauflage Nabu Press (5. Oktober 2011). ISBN-10: 1247626504. ISBN-13: 978-1247626505

- Altnordische Heilkunde (Google Books). Fredrik Grön. Janus, 1907. S. 147 f.

- Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert (Internet Archive). (1899). Moriz Heyne.   3 Bände. Leipzig 1899-1903. Bd. I, S. 298. Bd. II, S. 87 und 380. Bd. III, S. 198 ff.

- Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer von den ältesten geschichtlichen Zeiten bis zum 16. Jahrhundert (Internet Archive). (1899). Moriz Heyne. 3 Bände. Leipzig 1899-1903. Bd. III, S. 172.

- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 4 Bände (1. Aufl.). Johannes Hoops. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. II, S. 466.

- Zur altgermanischen Heilkunde. (Google Books). Max Höfler. Janus, 1903. In: Handbuch der Geschichte der Medizin (RI OPAC).

- K. Baas. Zur Geschichte der mitteldeutschen Heilkunst im Bodenseegebiet, Archiv für Kulturgeschichte, Bd. IV.

- J. F. Payne. English Medicine in Anglo-Saxon Times, Oxford 1904.